Dienstag, 5. August 2014

Rachel, liebe Rachel


Noch haben wir die schweren Stunden bei der Beerdigung eines Soldaten auf dem Herzlberg in Erinnerung. Heute bekommt der Schmerz ein Gesicht: Paz Elyahu, ein 22jähriger Soldat wird mit zwei anderen Soldaten am 23. Juli im Gaza Streifen von Hamas-Terroristen getötet. Sie sind in eine Mienenfalle getreten. Heute sitzen wir im Wohnzimmer seiner Mutter Rachel gegenüber. Sie ist sehr gefaßt, wir können unsere Tränen kaum unterdrücken. „Es ist wunderbar, dass Ihr gekommen seid,“ sagt Rachel leise. „Trotzdem leben wir mit diesem Leid. Wir wissen, dass unsere Söhne in die Armee müssen. Und wir wissen, dass viele von ihnen sterben werden.Wir haben nichts anderes. Wir haben nur dieses Land.“

Es gibt keinen Anruf, keine Mail, wenn es passiert. Wenn es an der Tür klopft, ist es soweit. „So war es auch bei mir,“ erinnert sich Rachel. „Da standen Offiziere der IDF plötzlich nachts vor unserer Tür – und da wußte ich sofort, Paz ist tot. Mein Erstgeborener ist tot.“

Werner Hartmann aus unserer Gruppe findet als erster seine Stimme wieder. Er sagt: „Ich bin mit leeren Händen gekommen. Aber nehmt beide Schultern von mir. Nehmt unsere Schultern und lehnt Euch an.“

Mehr können wir von diesem traurigen Nachmittag nicht berichten. Der Schmerz hat uns alle überwältigt.

Auf Tuchfühlung mit der Hisbollah


Der Kibbuz Malkya grenzt unmittelbar an den Libanon. Dorthin sind wir heute an unserem 3. Solidaritätstag gereist. Die Hisbollah sind Terroristen, wie die Hamas, nur besser bewaffnet. Sie lauern an den kalkgrauen Hängen im Grenzgebiet. Dort, wo es grün wird, beginnt Israel. Die Hisbollah bewacht jede Bewegung im Kibbuz, die Landwirtschaft, die Wohnhäuser und Kindergärten in Malkya. Ethan Oren, Sicherheitschef vom Kibbuz, empfängt uns in Sichtweise der Hisbollah Beobachtungsposten.

Die schäbigen grauen Betonhäuschen an den Berghängen haben es in sich, erzählt Ethan. „Diese sogenannten Schafställe sind vollgepumpt mit modernsten Waffen. Die Hisbollah hat mehr Raketen als die Hamas.“ Im Schatten dieser permanenten Bedrohung bauen die Bewohner hier Kiwis an, Äpfel, Pflaumen und vieles mehr. Ein so wunderbares Kibbuz, friedlich, ein kleiner Pool, und ganz viele freundliche Menschen.
„Ohne die Armee, gäbe es hier den zweiten Holocaust“, beschreibt Ethan die Gefahr aus dem Norden.

Wir beschützen den Kibbuz rund um die Uhr, sonst wären sie schon längst wieder über uns hergefallen. Und sie buddeln sich genauso Tunnel hinein nach Israel, wie im Gaza. „Nachts hören die im Menschen im Kibbuz“, so Ethan, „wie es in der Erde brummt. Dann arbeiten sie an ihrem Tunnelsystem. Wie in Gaza“.



Wir singen und beten, segnen dieses uralte Kibbuz. Essen zusammen biblische Früchte und immer wieder erklingen unsere christlichen Lieder. „Das haben sie gehört, die da im Libanon in ihren Bunkern. Und die haben sich wahrscheinlich schrecklich gewundert, wer sich in diesen unsicheren Tagen hierher traut“ , lacht Ethan zum Abschied.

In der Tat, vielen Touristen sind wir nicht begegnet.


Hochrangiger Empfang

Der israelische Tourismusminister Uzi Landau begrüßte am Montag unsere Gruppe. Ein toller Mann! Erfahren, klug und überhaupt nicht abgehoben - ein Politiker zum Anfassen.

Er machte kein Hehl daraus, dass diejenigen, die jetzt Reisen nach Israel streichen, nur der Hamas in die Hände spielen. Landau, dessen Mutter in Leipzig geboren wurde, schätzt den Mut der Sächsischen Israelfreunde, gerade jetzt zu kommen. Jeder Teilnehmer bekam eine Urkunde, als eine Erinnerung an diesen Besuch im Tourismusministerium.

Und, er gab uns sogar ein kleines Interview >> Hier anschauen